Im Zeitalter des Generalbasses ( Ende 16. Jhd. - Mitte 18.Jhd.) werden im sogenannten Basso Continuo nur die Noten der Bassstimme zusammen mit einer Bezifferung notiert. Der Cembalist oder Organist weiß anhand dieser Bezifferung, welche Akkorde er in der rechten Hand ergänzen muss.

Basso Continuo

Im Gegensatz zur obligaten Begleitung (obligates Akkompagnement) vom Komponisten gesetzte Cembalo-Bassbegleitstimme zu einer Melodieinstrumenten-Stimme. Sie ist mit Ziffern versehen, die festlegen, welche Akkorde in der rechten Hand der Cembalostimme dazu gegriffen werden. Die genaue Ausführung der rechten Hand wird dem Cembalisten überlassen, er kann also im gewissen Rahmen improvisieren.

Das Basso continuo ist ein reiner Begleitpart, der die Melodiestimme unterstützt. Der Bass hat dabei aber eine tragende Rolle.

Die Bassstimme kann von einem Cello, einer Gambe, oder einem Fagott verstärkt werden.

Obligates Akkompagnement

Im Gegensatz zur Generalbassbegleitung (Basso continuo) vom Komponisten vollständig ausgesetzte Cembalostimme.

Oft steht eine obligate Cembalostimme der Aussagekraft der Stimme des Melodieinstrumentes in nichts nach.

Die Generalbassbezifferung ist - vergleichbar mit den heute in der Jazz- und Popmusik verwendeten Akkordsymbolen - eine praxisorientierte Notationsweise, die zum Ziel hat, möglichst einfach und schnell lesbar zu sein. Das macht ein umfangreiches Wissen um die Schreibweise nötig, allerdings gab es nie ein allgemein gültiges umfassendes Regelwerk.

Die Bezifferung der Bassstimme besteht aus arabischen Zahlen und wenn nötig aus auf diese Zahlen bezogene Versetzungszeichen.

Folgende Regeln gelten als verbindlich:

1. Die Zahlen bezeichnen die Akkordtöne, die gegriffen werden sollen und werden unter dem dazugehörigen Basston notiert. Dabei bezeichnet die 1 ( auch die 8 ) alle Töne, die gleichen Namens wie der Basston sind. Alle weiteren Zahlen (2, 3 etc.) entsprechen den von der 1 skalenförmig leitereigen zur Grundtonart des Stückes aufsteigenden Töne.

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In Moll werden die leitereigenen Töne der natürlichen (äolischen) Skala zu Grunde gelegt.

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2. Steht ein Basston ohne Bezeichnung, werden Terz- und Quintton (3 und 5) zu diesem ergänzt (leitereigen zur Grundtonart des Stückes).

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3. Lediglich Abweichungen von dieser Konstellation werden notiert. Dabei können mehrere Zeichen übereinander unter einer Bassnote stehen.

4. Eine 4 ersetzt die 3, eine 6 ersetzt die 5.

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Sollen z.B. 5 und 6 gleichzeitig gegriffen werden (Sixte ajoutée), müssen beide Zahlen übereinander unter den Basston notiert werden. Dann entsteht ein Vierklang, da die 3 immer ergänzt wird (siehe aber 4.).

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5. Zahlen größer als "6" (also ab 7) machen aus dem Akkord ein Vierklang, da die entsprechenden Akkordtöne zusätzlich zum Terz- und Quintton gegriffen werden (siehe aber 4.).

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6. Soll ein leiterfremder Ton gegriffen werden, steht nach der entsprechenden Zahl das nötige Versetzungszeichen.
Sonderregelung: Wird der Terzton alteriert, verzichtet man auf die Zahl 3 , es wird an deren Stelle nur das Versetzungszeichen notiert. (Der Terzton entscheidet über Dur und Moll.)

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Ein Sonderzeichen wird oft bei der Erhöhung der 6 verwendet:

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Auch wird für der Erhöhung der 2 und der 4 statt des Kreuzes manchmal ein "+" notiert.

7. Soll eine Bassnote ohne Akkord, also alleine gespielt werden, steht unter der entsprechenden Note eine 0 oder t.s. (= tasto solo ).

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Grundsätzlich gelten beim Verbinden der Akkorde die Stimmführungsregeln des vierstimmigen Satzes.
Auch ist ein gewisses Maß an Improvisationsfähigkeit und Stilsicherheit Voraussetzung, um einen bezifferten Bass den Ansprüchen gemäß auszuführen.

Als kurzes Beispiel dient hier der Beginn des 3. Satzes der Triosonate aus dem "Musikalischen Opfer" von J.S. Bach. Von Bach notiert wurden nur die Flöten-, die Violin,- und die bezifferte Bassstimme:

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Die Bassstimme wird vom Basso Continuo gespielt: hier vom Violoncello und vom Cembalo. Eine Möglichkeit, den bezifferten Bass in der rechten Hand der Cembalostimme umzusetzen, wäre folgende:

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