Literaturbeispiele für Modulationen
Diatonische Modulation
Takte 9 ff aus dem ersten Satz der Klaviersonate op. 49, Nr. von Ludwig van Beethoven (1770-1827):
Hier wird von der Tonika g-moll in die Tonikaparallele B-dur moduliert.
Modulationsakkord ist ein c-moll-Akkord, der in der Ausgangstonart g-moll s , in der Zieltonart B-dur Sp ist.
Diatonisch oder chromatisch?
Takt 80 ff aus dem Contrapunctus IV der "Kunst der Fuge", BWV 1080 von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750):
Eine der schönsten Modulationen von a-moll nach C-dur.
Modulationsakkord ist ein F-dur-Akkord, der in a-moll tG, in C-dur S ist.
Da der Modulationsakkord in beiden Tonarten leitereigen ist ( tG bzw. S ), ist es eine diatonische Modulation. Andererseits tauchen nach dem Erklingen dieses Modulationsakkordes so viele Alterationen auf (durch das Spielen mit den Doppeldominantseptnonen- und dem Dominantseptnonenakkord von c-moll bzw. C-dur in T. 83 ff), dass man es auch für eine chromatische Modulation halten könnte.
Chromatische Modulation
Durchführung aus der Klaviersonate D-dur, KV 576 (Jagdsonate) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791):
Die ersten beiden Modulationen dieses Beispiels - von a-moll nach B-dur zwischen T.59 und T.63 und von B-dur nach g-moll zwischen T. 67 und T. 70 - sind chromatische Modulationen.
Im ersten Fall ist der entscheidende Akkord der Septakkord auf " f " (T.61/62), der in a-moll als Zwischendominante zum tatsächlich darauf folgenden selbständigen Neapolitaner (B-dur-Akkord T. 63) gehört werden kann. Dieser Neapolitaner ist die auch die neue Tonika, für den der Septakkord auf " f " aus T.61/62 die Dominantfunktion inne hat.
Im zweiten Fall ist der Quintsextakkord mit Grundton " d " der Modulationsakkord (T.68), der in B-dur Zwischendominante zur Tp ist (g-moll), welche neue Tonika wird ( T. 70).
Der darauf folgende Tonartenwechsel von g-moll nach a-moll ist zu kurzlebig, um als Modulation zu gelten. Die angesteuerte Tonart a-moll ist eine Station (Zwischentonika) auf dem Weg nach h-moll (T. 78). Interessant ist der Wechsel von h-moll nach fis- moll (T. 80-83), bei dem die Dominante von h-moll - der Fis-dur-Akkord - so lange wiederholt und dann "vermollt" wird, bis er als Zwischentonika wahrgenommen wird. Die weiteren Tonartenwechsel sind wieder Zwischenstationen, diesmal um zurück zur Haupttonart der Sonate nämlich nach D-dur zu gelangen. Dies geschieht von der zuletzt erreichten Tonart fis-moll aus über einen Quintfall h-moll (T. 86), e-moll
(T. 89) und schließlich A-dur (T. 92), welches als Dominante den Weg nach D-dur (T.99) öffnet.
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Modulation durch Rückung
Beginn des 2. Satzes aus der Klaviersonate F-dur, op. 54 von Ludwig van Beethoven (1770 - 1827):
Nachdem von der Ausgangstonart F-dur in die Dominante C-dur ausgewichen wurde ( T. 1-21), erklingt in Takt 22 unvermittelt das Thema des Satzes in A-dur, wodurch man sich "wie in eine andere Welt" versetzt fühlt.
Enharmonische Modulation
Ausschnitt aus Bagatelle g-moll, op. 119, Nr. 1 von Ludwig van Beethoven (1770 - 1827):
Hier wird von Es-dur nach g-moll moduliert. Der Modulationsakkord ist der blau eingerahmte Akkord auf dem dritten Schlag von T.33. Das Ohr interpretiert diesen Akkord zunächst als Zwischendominante zur Subdominante von Es-dur. Dann müsste der Modulationsakkord mit einem "des" als Septimenton (siehe Stichnote) notiert sein. Das " es " im Bass wäre dann der Grundton des Akkordes. Beethoven notiert statt des " des " ein " cis ", so wird aus dem Grundton " es " die
tiefalterierte Quinte eines verkürzten Doppeldominantseptakkordes von g-moll. (Der fehlende Grundton ist ein " a ".) Er löst sich über den Dominantquartsextakkord von g-moll auf.