Verzierungen sind eigentlich improvisierte Ausschmückungen der Musik. Sie werden auch Manieren genannt. In der Zeit vor dem Barock (vor etwa 1600) wurden Verzierungen dementsprechend auch nicht aufgeschrieben. Es wurde allgemein eine gute Kenntnis vorausgesetzt, wann man wie etwas ausschmücken sollte. Etwa ab dem Barockzeitalter begann man aber, Verzierungen durch besondere Zeichen im Notentext vorzuschreiben. Das zieht eine gewisse Festlegung nach sich und bedeutet auch, dass man die Zeichen und deren Bedeutung kennen muss, um zu verstehen, wie die gewünschte Verzierung ausgeführt werden soll. Tatsächlich hatten die verschiedenen Komponisten unterschiedliche Vorstellungen von dem, wie Verzierungszeichen auszuführen waren. Nach wie vor gibt es Freiheiten und einen gewissen Spielraum beim Ausführen von Verzierungszeichen, so dass hier nur eine grobe Richtlinie gegeben werden soll, wie einzelne Zeichen zu verstehen sind.

Triller

Beim Triller wird zwischen der notierten Hauptnote und einer Nebennote, die durch das über der Hauptnote notierte Trillerzeichen definiert wird, schnell hin- und hergespielt. Das Intervall zwischen der Haupt und der Nebennote ist dabei immer eine große oder kleine Sekunde.

Beim Ausführen von Trillerzeichen wird gewöhnlich auf der Zeit begonnen.
Es endet ein Triller immer auf der Hauptnote.

Die wichtigsten Zeichen und Notationen sind hier aufgeführt.

Der Praller

Der Praller ist die kürzeste Form des Trillers. Es wird mit der Nebennote über der notierten Hauptnote getrillert.

Die Zeichen für den Praller sind:

a): , b): ,

oder c):

In der Zeit vor etwa 1800 wurde auch mit der Nebennote begonnen (d)), wenn sich dabei keine Tonwiederholung mit dem direkt vorangehenden Ton ergab.
In der Zeit nach etwa 1800 wurde mit der Hauptnote begonnen (e)).

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Die Nebennote ist immer Bestandteil der Vorgezeichneten Tonart. Soll die Nebennote tonartfremd sein, wird das durch ein entsprechendes Versetzungszeichen über dem Trillersymbol angezeigt.

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Im folgenden Beispiel muss mit eine "b' getrillert werden, weil sonst eine übermäßige Sekunde entstehen würde.

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Der Mordent

Der Mordent ist weiterer kurzer Triller. Es wird mit der Nebennote unter der Hauptnote getrillert.

Das Zeichen für den Mordent ist:

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Soll die Nebennote Tonartfremd sein, muss das durch ein entsprechendes Versetzungszeichen unter dem Zeichen angezeigt werden.

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Auswahl weiterer Trillerzeichen

Zeichen a) sind Zeichen, die eher im Barock verwendet wurden, Zeichen b) Notationsweisen, die später häufig Anwendung fanden.

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Längere Triller

Längere Triller werden immer mit der oberen Nebennote getrillert.

a) und b) sind ältere Varianten der Notation, später wurde meistens c) verwendet.
Je nachdem, was schöner klingt, wird entweder mit der Hauptnote begonnen (d)) oder mit der Nebennote (e)).

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Während des Trillers kann der sich die Nebennote durch ein Versetzungszeichen ändern.

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Der Triller kann mehrere Noten einschließen (Trillerkette).

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Sogenannte Nachschläge werden mit kleinen Noten am Ende des Trillers notiert.

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Der Doppelschlag (Cadence)

Der Doppelschlag wird mit einer oberen und einer unteren Nebennote gespielt. Wie beim Triller ist das Intervall zwischen Haupt und Nebennoten immer eine große oder kleine Sekunde.

Das Zeichen für den Doppelschlag ist:

oder

Wie der Doppelschlag gespielt wird, hängt davon ab, ob er über der Note (a)) oder zwischen zwei Noten (b)) notiert ist.

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Wie bei den Trillern sind die Nebennoten immer Bestandteil der Vorgezeichneten Tonart. Sollen eine oder beide Nebennoten tonartfremd sein, wird das durch entsprechende Versetzungszeichen über oder/und unter dem Doppelschlagsymbol angezeigt.

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Der Schleifer

Beim Schleifer wird eine Note schnell "von unten angespielt", d.h. es werden meistens zwei Sekundschritte vor der Hauptnote auf dem Schlag vorweggespielt.

Sein Zeichen ist:

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Das Arpeggio

Soll ein Akkord nach Art des Harfenspiels gebrochen werden, wird der Akkord "arpeggiert". Es handelt sich dann um ein Arpeggio. Das Zeichen für ein Arpeggio ist eine vor dem Akkord senkrecht notierte Schlangenlinie:

Wie der Akkord gebrochen wird, ist nicht genau festgelegt: Meistens von unten nach oben, manchmal von oben nach unten, er kann mit der unteren oder der oberen Note auf der Zeit gebrochen werden.

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Arpeggios kommen häufig in der Klaviermusik vor. Wird dort ein Arpeggiozeichen vor einem Akkord, der auf zwei Notensystemen aufgeteilt ist systemübergreifend, d.h. ununterbrochen durch zwei Notensysteme notiert, wird der nachstehende Akkord in einem durchgebrochen.

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Ist das Arpeggiozeichen in der Mitte geteilt - handelt es sich also um zwei Arpeggiozeichen - , werden beide Akkordteile gleichzeitig arpeggiert.

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Die Acciaccatura

Als Acciaccatura bezeichnet man das Verbinden zweier Töne eines arpeggierten Akkordes mittels des dazwischen liegenden Tons, vergleichbar einem Schleifer. Es gelten die selben Regeln, die für Arpeggien gelten.
Notiert wird die Acciaccatura, indem zwischen den entsprechenden Tönen ein kleiner Schrägstrich gezogen wird.

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Glissando und Portamento

Sowohl Glissando als auch Portamento bezeichnen das stufenlose Gleiten zwischen zwei Tönen. Die Tonhöhe wird sozusagen von einem Ton zum anderen "geschmiert". Der Unterschied zwischen einem Glissando und einem Portamento besteht darin, dass beim Glissando die Aufmerksamkeit eher auf dem Gleiten zwischen Anfangs- und Endton, beim Portamento eher auf dem Anfangs- und dem Endton selber liegt.

Ein Glissando wird notiert, indem eine Schlangenlinie oder eine gerade Linie vom Anfangston zum Zielton gezogen und die Spielanweisung "gliss." hinzugefügt wird. Ist kein Zielton notiert, zeigt also die Glissandolinie ins Leere, soll das Glissando bis etwa zu der Tonhöhe gespielt werden, wo die Glissandolinie im Notensystem endet (a)).
Ein Portamento wird meistens mit einem Strich zwischen den beiden Noten und dem Zusatz "port." gekennzeichnet (b)).

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Auf dem Klavier sind Portamenti nicht möglich und Glissandi nicht stufenlos machbar. Auf einem Klavier wird ein Glissando realisiert, indem entweder auf den weißen (a)) oder den schwarzen (b)) oder beiden gleichzeitig (c)) von einem Ton zum anderen "gewischt" wird. Der Abstand zwischen dem Anfangs- und dem Endton muss groß genug sein, damit das Glissando seine Wirkung entfalten kann.

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