Die Ausweichung
Dass bei einer Ausweichung die neue erreichte Tonart nicht gefestigt erscheint, schlägt sich in der Notation einer harmonischen Analyse nieder.
Die Tonarten, in die "ausgewichen" wird, sind meistens die Dominante, die Subdominante oder die Parallelen der Hauptfunktionen der Tonart, in der das Musikstück vom Beginn an steht: Auf die Funktionen der leitereigenen Dreiklänge der des Stückes eigenen Grundtonart.
Alle Funktionen, die sich nicht auf diese Grundtonart sondern auf die Ausweichungsfunktion beziehen, werden - wie bei den Zwischendominanten auch - eingeklammert. Die Bezugsfunktion ist diejenige, die nach der Klammer folgt, oder die hochgestellte in eckige Klammern notierte, wenn es sich um eine Ellipse handelt.
Das folgende Beispiel zeigt eine Ausweichung von C-dur nach der Dominante G-dur. (Der Bereich der Ausweichung ist rot markiert.) Die vorübergehend erreichte Tonart G-dur erkennt man daran, dass das " f " der Ausgangstonart C-dur entsprechend der Zieltonart G-dur zu "fis" alteriert wird.
Der von J. S. Bach gesetzte Choral "Es ist das Heil uns kommen her" aus der Kantate Nr. 86 "Wahrlich, ich sage euch", zeigt mehrere Möglichkeiten, in andere Tonarten auszuweichen. (Alle sind rot markiert). Die angesteuerten Funktionen sind hier die Subdominante (A-dur), die Dominante (H-dur) und die Subdominantparallele (fis-moll) der Grundtonart E-dur.
Wenn die neu erreichte Tonart so stabil und gefestigt erklingt, dass die alte Ausgangstonart als Bezugspunkt nicht mehr wahrgenommen wird, handelt es sich um eine Modulation.